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Umweltverschmutzung und Plastikmüll, ab Sommer 2021, Radweg ErmengerstUmweltverschmutzung ist kein spezifisches Problem dieser Region, sie kommt im Allgäu wie auch anderswo vor. Hier wird exemplarisch aufgezeigt, wie Natur verschmutzt und geschädigt wird. Dieser Fall, in Summe mit den ungezählten anderen Fällen weltweit, trägt zur Vernichtung der Lebensgrundlagen auf unserem Planeten bei, eine von vielen lokalen Ursachen einer globalen Katastrophe. Die Dokumentierung des Falls soll einen Beitrag zur Sensibilisierung für Umweltbelange leisten. Es geht um das Projekt Neubau Wasserverbundleitung Ahegg - Ermengerst der Gemeinde Wiggensbach vom Juni 2021, ausgeführt von der Max Wild GmbH aus Berkheim. → Meldung der Gemeinde Wiggensbach → Die Gegend auf der Karte von Google Maps ![]() Das Corpus Delicti (ein kleiner Teil davon): am 20. Juni eingesammelte Teile PE-Abrieb. Auf das Bild klicken zum Vergrößern. Weitere Fotos des Sachverhalts finden sich am Ende des Artikels. Bei den Baumaßnahmen werden lange Rohre in der Erde verlegt. Diese Rohre bestehen aus blauem Polyethylen (PE), ein sehr verbreiteter Kunststoff (oder Plastik, das sind Synonyme), aus dem auch viele Plastikverpackungen bestehen. Um die Rohre an ihren Bestimmungsort zu bringen, wurden sie über mehrere hundert Meter hinweg über den geschotterten Rad- und Fußweg gezogen. Dabei wurden große Mengen Abrieb erzeugt, unterschiedlich lange blaue (und grüne) Fäden von etwa einem bis fünf Millimeter Dicke, die einigermaßen gleichmäßig auf den Radweg zwischen Herrenwieser Weiher und Ermengerst verteilt waren. Wenn schon nicht zu vermeiden, dann wäre das Einsammeln dieses Mülls direkt nach dem Entstehen noch relativ einfach möglich gewesen. Mit Greifarmen (kosten das Stück etwa 20 €) und mehreren Personen hätte mit wenigen Stunden Arbeit die Verschmutzung großteils beseitigt werden können. Bei einem Stundensatz, wie er etwa bei der Stadtreinigung für ähnliche Arbeiten angesetzt wird, entstünden so für die Beseitigung der verursachten Verschmutzung Kosten in Höhe von vielleicht ein paar hundert Euro. Erst nachdem am Montag, 21. Juni auf das Problem hingewiesen wurde, fand am gleichen Tag eine kurze Aufräumaktion eines Mitarbeiters des ausführenden Unternehmens statt, die nur einen Teil des Plastikmülls beseitigte und auch leicht zu bergende Stücke liegen ließ (siehe Bilder unten). Je mehr Zeit jedoch verstreicht, die der Müll auf dem Radweg liegt, desto schwieriger bzw. unmöglich wird dessen Entfernung. UV-Strahlung macht ihn brüchig, Fahrräder fahren darüber, mahlen ihn klein und spicken ihn zur Seite. Der Regen wäscht ihn weg, der Wind verbläst ihn. Dadurch wird der Müll weniger sichtbar, aber verschwindet natürlich nicht. Deswegen wäre bei der Beseitigung besondere Eile geboten. Westlich des Radweges ist ein geschützter Landschaftsbestandteil (siehe Verordnung der Stadt Kempten). Zu diesem hin geht es leicht bergab, so dass der meiste Müll zunächst wohl dort landet. Die dortige Wiese wird landwirtschaftlich genutzt, 50 - 120 Meter dahinter ist ein Schilfgürtel und dahinter der Herrenwieser Weiher. Hier leben seltene und geschützte Tier- und Pflanzenarten (Quelle: Allgäuer Zeitung). Polyethylen schwimmt. Der Bach, welcher durch den Weiher fließt ist die Kleine Rottach, die sich kurz dahinter mit der Großen Rottach zur Rottach vereint. Diese fließt in Kempten in die Iller, jene in die Donau und schließlich landet der Plastikmüll im Schwarzen Meer. Durch den Bosporus kann er in das Mittelmeer gelangen, später in den Atlantik. Eine lange Reise, aber Polyethylen hat ja mit seinen mehreren hundert Jahren Lebensdauer Zeit. Der meiste Plastikmüll in den Meeren ist Polyethylen (Quelle: MDR). Tiere fressen es und verhungern dann mit vollem Magen, voll von Plastik (Quelle: Utopia.de). Die toten Tiere verwesen, das Polyethylen bleibt. Sowohl Biodiversität als auch Qualität unserer Nahrungsmittel sind von der Vermüllung durch Plastik bedroht. Die Auswirkungen von Mikroplastik, zu dem auch dieser Müll letzten Endes wird, auf das globale Ökosystem sind schließlich noch gar nicht ganz abschätzbar (Quelle: Europäisches Parlament). Weiterführender Artikel: Wikipedia: Plastikmüll in den Ozeanen Ansätze zur Lösung des Problems:Es muss ein globales Verständnis für Umweltbelange geschaffen werden. In Bezug auf das Bewusstsein für Natur und Umwelt ist in den letzten Jahren zwar schon einiges passiert, aber bei weitem nicht genug. Bildungsmangel begünstigt bedenkenlose Verschmutzung, denn was man als Kind lernt oder nicht wird als Erwachsener oft nicht mehr hinterfragt. Kindergärten und Schulen, aber natürlich auch Eltern und andere Bezugspersonen der Kinder sind hier gefordert und viele (natürlich nicht alle) leisten dort schon gute Arbeit. Zu meiner Schulzeit jedoch, die schon gut 30 Jahre her ist, hörte man kaum etwas darüber und so fehlt das Problembewusstsein für Umweltverschmutzung und Plastikmüll meiner und voriger Generationen in großen Teilen. Deren Verständnis entgegen seit Jahrzehnten gewachsener Gleichgültigkeit zu erlangen ist weitaus schwieriger, als dies bei Kindern der Fall ist. Bei Mangel an Einsicht aber helfen Gesetze. Ein weiteres Problem, das hierzulande solche Fälle begünstigt ist nämlich, dass es sich dabei formaljuristisch nur um eine Ordnungswidrigkeit handelt, deren Ahndung nicht unbedingt bevorzugt verfolgt wird. Es wäre die Aufgabe des Gesetzgebers, aus solchen Ordnungswidrigkeiten Straftaten zu machen und Ökozid als das Verbrechen, welches es in der Realität ist, anzuerkennen. Galerie des Grauens: PlastikmüllDie Bilder sind chronologisch geordnet und mit Datum versehen. 20. Juni 2021 | 21. Juni | 26. Juni | 27. Juni | 1. Juli | 5. Juli | 7. Juli | 28. Juli | 2. September | 11. September | 30. Oktober 9. Februar 2022 | 29. März ![]() Die Situation auf dem Radweg am 20. Juni 2021: übersät von Müll ![]() Zum Teil lange Stücke, die sich problemlos aufsammeln ließen, daneben viele Kleinteile ![]() Plastikmüll auf dem Weg in die Natur ![]() Viele kleine Teile ![]() Große und kleine Teile ![]() Und noch mehr ... ![]() Nahaufnahme ![]() 21. Juni. Der geschützte Landschaftsbestandteil am Weiher, dahinter der Radweg ![]() Die Rohre neben dem Radweg ![]() Rohre an der Baustelle ![]() Rohre neben dem Radweg, rechts Schilf und Weiher ![]() Ab hier nach dem ersten Aufräumen: immer noch viel Plastikmüll ![]() Hier muss man halt genauer hinschauen ![]() Der Müll wandert weiter in die Natur ![]() Der Müll wandert weiter in die Natur ![]() Einzelteil Plastikmüll ![]() Einzelteil Plastikmüll ![]() Auch große Teile machen sich davon ![]() 23. Juni. Nach starkem Regen werden die einzelnen Teile weggewaschen und immer schwieriger aufzusammeln ![]() Viele Kleinteile ![]() Aber auch große Teile findet man noch ![]() 26. Juni. Plastikrohre mit Abriebspuren ![]() Die Teile werden kleiner und schwieriger zu finden, dadurch scheinbar weniger. Das sieht zwar besser aus, ist aber schlimmer. ![]() Schild geschützter Landschaftsbestanteil in Richtung Ermengerst. Relevant ist: "Nehmen Sie Rücksicht auf Pflanzen und Tiere" und "Werfen Sie nicht Abfälle in die Natur". ![]() 27. Juni. Auf die Schnelle nochmal ein paar wenige der größeren verbliebenen Teile eingesammelt. Das wäre eigentlich Aufgabe des Verursachers. ![]() 1. Juli. Das Gras neben dem Radweg wurde gemäht. Die Gemeinde hat mehrfach eine Beseitigung des Mülls angemahnt, wovon aber nichts zu merken ist. ![]() Großes Stück Plastikmüll im Gras ![]() Bei einer ernsthaften Reinigung wären nicht solche Stücke übersehen worden ![]() Da fehlen einem die Worte ![]() Noch ein großes Stück ![]() Mehrere Stücke Plastikmüll ![]() Ein großes Stück in der Natur ![]() Kleingeriebene Stücke auf dem Weg, zu Mikroplastik zu werden. Solche sind natürlich viel schwerer aus der Natur wieder zu entfernen. ![]() Wieder etwas Müll aufgesammelt, da es die Verantwortlichen nicht tun. ![]() 5. Juli. Für die weitere Verlegung kommen jetzt zum Teil solche Rollen zum Einsatz, wodurch die Rohre nicht mehr auf dem Boden schleifen. Warum diese nicht schon vorher verwendet wurden, entzieht sich der Kenntnis des Autors. ![]() 7. Juli. Immer noch entsteht neuer Plastikmüll. Dieser ist etwas filigraner als der vorherige. ![]() 28. Juli. Unwetter mit Starkregen und Hagel in den letzten Tagen haben vermutlich viel von dem Plastikmüll in die Natur gespült, dennoch findet man immer noch viele Stücke, teils in der Erde steckend. Wovon hingegen nichts zu sehen ist, ist eine Bemühung des Verursachers, den Müll ernsthaft zu beseitigen, trotz angeblicher Aufforderung der Gemeinde. ![]() Es entsteht auch weiterhin frischer Müll, der nicht beseitigt wird. ![]() 2. September. Nach wie vor entstehen frische Stücke Plastikmüll, die problemlos aufzusammeln wären. ![]() Noch ein großes Stück. ![]() 11. September. Besonders viel Abrieb entsteht natürlich an großen Steinen und Beton. Dieser wäre, da konzentriert, besonders einfach zu vermeiden bzw. zu beseitigen. ![]() Das würde jedoch Problembewusstsein von Seiten der Verursacher voraussetzen, welches offensichtlich nicht vorhanden ist. ![]() 30. Oktober. Nach wie vor liegt Plastikmüll auf dem Radweg. ![]() 9. Februar 2022. Die Arbeiten wurden abgeschlossen, der Winter kam und geht jetzt langsam wieder. Unter dem tauenden Schnee hervor kommt der Plastikmüll, der auch nach Beendigung der Baumaßnahme nicht oder nur unzureichend vom Verursacher entfernt wurde. ![]() 29. März 2022. Der Müll liegt noch immer da, wo er an einem Stein abgerieben wurde. Alle Angaben ohne Gewähr. ↑ Nach oben |
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