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Erdgeschichte | Fossilien | Tektonik || Gesteinsarten || Kalkalpen | Hauptdolomit | Wettersteinkalk | Fleckenmergel | Radiolarit | Flysch | Helvetikum | Molasse

Geologie der Allgäuer Alpen


Im folgenden eine vereinfachte Abhandlung über die Geologie der Allgäuer Alpen. Tiefergehend Interessierten sei das Buch Bau und Werden der Allgäuer Landschaft von Herbert Scholz empfohlen.

Erdgeschichte


Vor 250 Millionen Jahren (MY) lag das jetzige Allgäu weit südlicher als heute, im flachen Schelfmeer in der riesigen Bucht des Tethysmeeres im Osten des Superkontinents Pangäa. Das Tethysmeer war ein keilförmiger Ausläufer des damals einzigen Ozeans Panthalassa. Vor 230 MY begann Pangäa auseinanderzubrechen in Laurasia im Norden und Gondwana im Süden, das Tethysmeer verbreiterte sich in Nord-Süd-Richtung und drang nach Westen vor. Die Tiefe änderte sich kaum, denn das Absinken des Schelfes wurde durch Sedimentation wieder ausgeglichen. Sedimentation ist das Absinken fester Teilchen auf den Meeresgrund.

Pangäa

Animation des Auseinanderbrechens von Pangäa,
angefertigt vom U.S. Geological Survey (USGS).

Fossilien


Das Klima dieser Region war zumeist subtropisch, die Vielfalt an Meereslebewesen war sehr hoch. In dem größtenteils flachen, zum Teil aber auch über 1000 Meter tiefen Meer gab es zahlreiche Korallenriffe, Fische und Fischsaurier, Ammoniten und Belemniten, Muscheln und Brachiopoden. Muschelschalen, Skelette, Korallen und Kalkalgen bildeten überdauernde Schichten, die sich unter Druck verfestigten. Über einen Zeitraum von vielen Millionen Jahren entstanden so kilometerdicke Schichten festen Gesteins. Sichtbare Fossilien sind im Allgäu eher selten, da die Bedingungen zu ihrer Entstehung oft nicht gut waren.

Rhaetina gregaria Rhaetina gregaria, ein ca. 205 Millionen Jahre altes, 1,5 cm großes Brachiopoden-Fossil (muschel­ähnliches Meereslebewesen) aus dem Rhaetium, gefunden im oberen Ostrachtal.

Fossilien vom Grünten: Muscheln, Belemnit
Fossilien aus dem Kalkstein am Grünten. Oben der Abdruck eines Belemniten, unten eine Kammmuschel, rechts Herzmuschel und Miesmuschel. Die Kammmuschel ist 3,5 cm groß.

Tektonik


Vor 150 MY spaltete sich Laurasia in Laurentia (Nordamerika) und Eurasien, zwischen beiden bildete sich der Nordatlantik. Vor 135 MY begann Afrika, sich von dem nach Westen driftenden Gondwana zu abzulösen und eine andere Richtung einzuschlagen, bis es vor 53 MY schließlich genau nach Norden hin abbog, in Richtung des westlichen Eurasien. Dabei schob es die Adriatische Platte vor sich her und nach Mitteleuropa hinein. Die Erdplatten wurden übereinandergeschoben - die südlichen Schichten über die nördlichen - und türmten sich auf zu dem, was wir heute Alpen nennen.

Alpen
Das Lechquellengebirge, ein kleiner Teil der Nördlichen Kalkalpen, vom Hohen Ifen aus gesehen. Links hinten die Rote Wand mit Gletscher, rechts vor dieser die Hochkünzelspitze, rechts der breite Zitterklapfen.

Unter der Last der neu entstandenen Alpen senkte sich vor 25 MY das nördliche Alpenvorland bis unter den Meeresspiegel ab, es entstand das flache, bis zu 1000 km lange Molassemeer zwischen Nordalpen und Schwäbischer Alb. Durch Erosion wurde viel Gesteinsmaterial von Flüssen, wie den Vorgängern von Iller und Lech, in das Meer eingebracht, die es verlanden ließen, bis es vor 8 MY Jahren wieder verschwand. Heute wachsen die Alpen durch den Druck von Süden immer noch an, etwa 1 Millimeter pro Jahr. Dabei entstehen neue Berge, alte werden durch Erosion wieder abgetragen.

Erosion in der Rosszahngruppe
Erosion in der Rosszahngruppe, gesehen vom Gaishorn. Hinter der Westlichen Rosskarspitze und der Rosskarscharte erheben sich Schwellenspitze, Wasserfallkarspitze und Elferspitze in der Hornbachkette. Die Gipfel der Rosszahngruppe und der Hornbachkette sind vor allem aus Hauptdolomit aufgebaut.

Gesteinsarten


Allgäuer Alpen und Alpenvorland lassen sich in vier mächtige Schichten von Sedimentgesteinen gliedern, die von Süden her übereinandergeschoben wurden. Geordnet von Süd nach Nord sind dies Kalkalpengestein, Flysch, Helvetikum und Molasse. Diese Schichten sind zum Teil verborgen unter meterhohen jüngeren, lockeren Ablagerungen und der darauf wachsenden Vegetation, kommen aber vor allem in steilen Bereichen zum Vorschein.

Kalkalpengestein bildete sich vor grob 250 bis 150 MY, es besteht vor allem aus Dolomit, Kalkstein und Mergel.

Die Gipfel der mächtigsten allgäuer Berge bestehen aus Hauptdolomit. Dazu gehören Aggenstein, Einstein, Gaishorn, Rauhhorn, Großer Krottenkopf, Biberkopf, Widderstein, Rubihorn und Nebelhorn. Das Mineral Dolomit, ein Calcium-Magnesium-Carbonat, ist im Vergleich zu Kalkstein härter, spröder und chemisch beständiger. Hauptdolomit entstand in lebensfeindlichen subtropischen Wattenmeeren in Trockengebieten. Bei Ebbe trockneten die dortigen Uferbereiche sehr schnell aus, flaches Wasser wurde sehr warm, um dann bei Flut wieder rasch abzukühlen. Zu den wenigen Lebensformen, die damit gut zurecht kamen, gehörten Blaualgen, von denen manche Magnesium anreicherten und Kalk ausfällten. Über die Jahrmillionen führte dies zu einer hunderte Meter dicken Dolomitschicht. Die Erosionsbeständigkeit des Hauptdolomits hat beeindruckend steile und hohe Berggestalten entstehen lassen. Hauptdolomit ist meist etwas dunkler als Kalkstein und oft von Rissen durchzogen.

Hochvogelgipfel
Der aus Hauptdolomit geformte Gipfel des Hochvogels, gesehen vom Großen Daumen.

Hauptdolomit am Koblatsee
Hauptdolomit am Koblatsee auf dem Koblat, unten rechts ist eine Wegmarkierung.

Kalkstein, bestehend vor allem aus Calciumcarbonat, entstand in den Riffen der lebensfreundlichen Schelfmeere mit ihren zahlreichen Lebensformen. Schwämme und Korallen siedelten bevorzugt auf den Kalkskeletten ihrer Vorgänger. So wurde die Kalkschicht immer dicker und schwerer. Der östliche Teil der Tannheimer Berge um Gimpel, Rote Flüh und Kellenspitze und viele der Ammergauer Berge, wie der Säuling, sind aus Wettersteinkalk gebildet. Kalkstein ist weniger spröde als Dolomit und wirkt daher weniger zerrissen.

Wettersteinkalk an der Roten Flüh
Wettersteinkalk an der Roten Flüh.

Mergel ist eine Mischung aus Bändern von Kalkstein und Silikatgestein wie Ton. Der Fleckenmergel in den Allgäuer Schichten, die unterhalb der älteren Dolomitschicht liegen, ist durch seine tonigen, weichen Bestandteile sehr fruchtbar und meist von reichhaltiger Botanik überzogen. Vor allem an den Nordhängen des Allgäuer Hauptkamms sind viele der Grasberge, welche die Allgäuer Alpen auszeichnen, wie Linkerskopf und Fürschießer, aus Fleckenmergel aufgebaut oder besitzen einen Sockel aus Fleckenmergel, wie die Höfats. Der Fleckenmergel entstand in tieferen Meeresbecken durch die Ablagerung von Schlamm.

Kratzer, Wildendungkopf, Mädelegabel
Der aus Fleckenmergel bestehende Wildengundkopf vor den Hauptdolomitgipfeln Kratzer und Mädelegabel, gesehen vom Fellhorn. Unten rechts ist der Einödsberg und das Bacherloch.

Fleckenmergel im Hirschbachtobel
Fleckenmergel im Hirschbachtobel.

Auf den Allgäuer Schichten findet sich oft eine dünne Schicht Radiolarit. Diese entstand vor etwa 160 Millionen Jahren aus abgestorbenen Radiolarien (Strahlentierchen), einzelligen Planktonlebewesen, welche ein Skelett aus Opal haben, von dem kleine Strahlen ausgehen. Die abgestorbenen Tierchen sanken in die Tiefe und das aggressive Tiefenwasser löste allen Kalkstein auf, so dass nur die Kieselsäure der Opalskelette blieb. Unter Druck verfestigte sich diese zu fast reinem Quarz, Siliciumdioxid, in dem mikroskopisch oft noch die runden Radiolarienskelette nachzuweisen sind.
In der Steinzeit wurde aus dem harten Radiolarit Klingen und Pfeilspitzen hergestellt, heute findet es als einer von wenigen allgäuer Steinen Verwendung als Schmuckstein, es ähnelt dem Jaspis.

Radiolarit
Ein geschliffenes und poliertes, 1,8 cm langes Stück Radiolarit aus dem Gemstelbach.

Dem Kalkalpengestein vorgelagert ist der Flysch, welcher sanftere, weniger steil aufragende Berge bildet. Flysch ist eine Mischung aus Ton und Sandstein, der vor 130 - 65 MY kalkarmer Meeresboden an einem Kontinentalhang war, von dem er in die Tiefsee abrutschte und dort Sedimentschichten bildete. Der meiste Flysch wurde von dem Kalkalpengestein untergeschoben und wirkte wie ein Schmiermittel für die aus Süden drückenden harten Gesteine. Daher ist die oberflächliche Flyschdecke relativ schmal. Sie erstreckt sich im Osten zwischen Sonthofen und Füssen, in der anderen Richtung läuft sie in zwei parallelen Armen von Oberstdorf aus nach Westen. Östliche Flyschberge sind Alpspitz und Edelsberg, Wertacher Hörnle und Sonnenköpfe. Im südlichen der beiden Westarme finden sich Fellhorn und Walmendinger Horn, im nördlichen die Hörnergruppe um das Riedberger Horn. Flysch bietet ausgezeichnete Bedingungen für ein vielfältiges Pflanzenwachstum, ist aber wenig erosionsbeständig und besonders anfällig für Zerstörungen.

Flysch am Ofterschwanger Horn
Sandstein aus dem Flysch am Ofterschwanger Horn.

Flyschschichten
Flyschschichten, auch dort.

Das Helvetikum ähnelt vom Aufbau und der Entstehung dem Kalkalpengestein, ist aber mit einem Alter von etwa 125 MY gut 100 MY jünger, jedoch zumeist älter als Flysch. Es stammt also aus der Zeit der großen Dinosaurier. Es besteht aus Kalk, Mergel und Quarz, im Allgäu überwiegt der Schrattenkalk. Im Osten lagert das Helvetikum in einem schmalen Band dem Flysch vor, hier sticht besonders der Grünten heraus. Im Westen liegt es zwischen den beiden Flyschbändern und bildet Hohen Ifen, Gottesackerplateau und Besler.

Schrattenkalk auf dem Gottesackerplateau
Verkarsteter Schrattenkalk auf dem Gottesackerplateau, dahinter die Felswände des Hohen Ifens.

Helvetikum am Söllereck
Die Regionen verschiedener Gesteinsarten gehen fließend ineinander über. Dies sind Felsschichten aus dem Helvetischen System am Flyschberg Söllereck.

Molasse besteht aus Sandstein und Mergel, die oft mit Kieseln ein Konglomerat bilden, welches hier Nagelfluh heißt. Entstanden ist die Molasse durch Flüsse und Bäche, die vor 28 - 8 MY aus den Alpen die davor liegende Senke und das Molassemeer mit Sedimenten aller Art füllten. Die Molasse erstreckt sich nördlich der Alpen bis tief in das Unterland hinein. An einigen Stellen wurde die Molasse durch Druck der Helvetischen Decke zusammengeschoben und gefaltet. Der harte Nagelfluh türmte sich dabei vor allem westlich von Immenstadt zu beachtlichen Höhen auf und schuf dort die Nagelfluhkette.

Nagelfluh am Hochgrat
Nagelfluh am Hochgrat.

Nagelfluhgestein
Nahaufnahme von Nagelfluhgestein am Stuiben.


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